Weithin sichtbar steht die Trierer Mariensäule auf dem Pulsberg, einem der höchsten Punkte des Stadtgebiets, über welches sie sich rund 150 Meter erhebt. Die Säule selbst erreicht inklusive der auf ihr thronenden, vom Trierer Bildhauermeister Rief geschaffenen, sieben Meter hohen Marienstatue eine beachtliche Höhe von mehr als 40 Metern, was sie zu einem der markantesten Bauten in Trier macht. Die Geschichte dieses Wahrzeichens, das von den Trierern selbst liebevoll „Et Säulemarie" genannt wird, reicht dabei inzwischen mehr als 150 Jahre zurück.
Im Dezember 1854 verkündete der damalige Papst Pius IX. das sogenannte Dogma der „Unbefleckten Empfängnis" der Mutter Gottes. Zu einer Zeit, als sich die Bevölkerung Triers zu mehr als 90 Prozent aus Katholiken zusammensetzte, zeigte dieses Dogma große Wirkung: Die traditionell ohnehin schon große Marienverehrung in Trier erfuhr einen neuen Aufschwung. In Deutschland entstanden in den nächsten Jahren mehrere Mariensäulen als Zeichen der Verehrung, und auch in Trier sollte es bald so weit sein.
Eine größere Anzahl katholischer Trierer Bürger, darunter vor allem Kaufleute, traf sich erstmals im Oktober 1858 zu einer Sitzung, in deren Folge der Bau einer Mariensäule für Trier als Ziel formuliert wurde. Dies geschah sicher auch unter dem Eindruck, dass nur zwei Jahre zuvor die Konstantinbasilika zur ersten evangelischen Kirche der Stadt umgewidmet worden war, und zwar auf Veranlassung des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm IV. Seit 1815, als Trier der preußischen Rheinprovinz zugeschlagen wurde, entbrannten regelmäßig Konflikte zwischen der fast ausschließlich katholischen Stadtbevölkerung und der überwiegend evangelischen Obrigkeit. Zusammen mit dem Dogma von 1854 (und möglicherweise auch der Marienerscheinung von Lourdes 1858) führte dies in Trier praktisch zwangsläufig zu dem Willen, ein starkes Zeichen zur Untermauerung der katholischen Tradition der Stadt zu setzen.
Zunächst kauften die Mitglieder des Baukomitees mehrere Parzellen in bester Lage auf dem Trierer Pulsberg auf, die anschließend planiert wurden, während die eigentlichen Bauarbeiten für die Mariensäule im August 1860 begannen. Ihre Errichtung wurde dabei vollständig über Kollekten, mehrere Konzerte und eine große Spendensammlung finanziert, an der sich Menschen sowohl aus Trier als auch aus der Umgebung beteiligten. Die größte Einzelspende betrug dabei 1000 Reichstaler, was angesichts der letztendlichen Kosten von etwa 15.000 Reichstalern eine beachtliche Menge darstellt. Teil dieser Kosten und auch sämtlicher Planungen war darüber hinaus der Bau einer Maria-Hilf-Kapelle (eingeweiht 1868) etwas weiter bergab sowie eines Stationswegs der „Sieben Schmerzen Mariens" (1884) gewesen, die heute noch ein Gesamtprogramm darstellen.
Die Einweihung der Mariensäule im Oktober 1866 gestaltete sich als ein festlicher Akt, an dem eine gewaltige Menschenmenge teilnahm. Eine Prozession, bestehend aus den Mitgliedern des Baukomitees, Geistlichen, dem Bischof und den Stadtratsmitgliedern sowie zahlreichen Handwerkern und sonstigen katholischen Bürgern Triers sowie des Umlands, bewegte sich von der Innenstadt bis zu dem nun hoch über Trier stehenden Monument.
Das Ganze fiel in eine Zeit, die für die meisten Menschen durchaus turbulent war: Man befand sich auf der Höhe einer Cholera-Epidemie, der mehr als 400 Einwohner Triers (bei einer Bevölkerung von ca. 20.000) zum Opfer fallen sollten. Zudem hatte gerade erst der Deutsch-Deutsche Krieg zwischen Preußen und Österreich stattgefunden, wobei die meisten Trierer als Katholiken aufseiten Österreichs gestanden hatten und die Angst vor einem Einmarsch Frankreichs – provoziert durch Preußen – noch sehr aktuell war.
Ursprünglich war die Balustrade an der Spitze der Säule direkt unterhalb der Marienstatue begehbar, doch seit einem Unfall 1905 ist dies nur noch ganz selten zu besonderen Anlässen und mit viel Glück für die jeweiligen Teilnehmer möglich. Dennoch bietet sich selbst vom Fuß der Säule aus ein unvergleichlicher und auch ungestörter Blick über die gesamte Stadt einschließlich ihrer Umgebung. Und selbst wenn man nicht von oben auf die Stadt schaut, sondern von unten auf die Mariensäule – auch dieser Anblick ist gerade abends während der Beleuchtungsphase immer wieder aufs Neue etwas Besonderes.
Die Beleuchtung der Mariensäule, die bei der großen Renovierung noch einmal ergänzt und seitdem immer wieder angepasst wurde, ist Teil einer Tradition in Trier: Will man ein besonderes Geschenk machen oder Verstorbenen gedenken, kann man für sieben Euro (Preis seit 2022) die Illumination für eine Nacht „kaufen" und bekommt dazu sogar eine Urkunde. Da die Finanzierung der Lichtanlage somit immer gesichert ist, wurde die Mariensäule im Winter 2022/23 als eines der wenigen Trierer Wahrzeichen praktisch durchgehend beleuchtet, trotz der damaligen Energiesparmaßnahmen infolge des Kriegs in der Ukraine – für viele ein Lichtblick in dunklen Zeiten.