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Modernisierung, Revolution und Wachstum - Trier in Frankreich und Preußen

1794 bis 1914

Dieser prunkvolle vergoldete Becher wurde Kaiser Napoleon bei seinem Besuch in Trier 1804 zum Willkommenstrunk gereicht. Foto: Stadtmuseum Simeonstift.
Dieser prunkvolle vergoldete Becher wurde Kaiser Napoleon bei seinem Besuch in Trier 1804 zum Willkommenstrunk gereicht. Foto: Stadtmuseum Simeonstift.

Während der Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich war Trier erneut Frontstadt. Nachdem kurtrierisch-österreichische Einheiten bei der Schlacht an den Pellinger Schanzen unterlegen waren, musste Bürgermeister Ludwig Gottbill am 9. August 1794 die Stadtschlüssel an den französischen General Moreaux aushändigen. 1797 wurde Trier wie das gesamte linksrheinische Deutschland in das französische Staatsgebiet eingegliedert.

Als Hauptstadt des Saardepartements mit Sitz des Präfekten und eines Appellationsgerichts erfuhr die Stadt einen Prestigezuwachs und Modernisierungsschub. Einerseits begünstigte die Aufhebung der Privilegien für Adel, Klerus und Zünfte mit Versteigerung des erheblichen kirchlichen Grundbesitzes die Formierung der bürgerlichen Gesellschaft und die Wirtschaftskraft. Andererseits litt die Stadt zunehmend unter einer hohen Steuerlast und der Wehrpflicht. Durchaus geehrt fühlten sich viele Trierer, als Napoleon ihrer Stadt 1804 einen Besuch abstattete und dabei unter anderem die Wiederherstellung des Urzustands der Porta Nigra verfügte.

Am 6. Januar 1814 endete die „Franzosenzeit“ in Trier mit dem Einzug preußischer Truppen. Die Stadt wurde in die preußische Rheinprovinz eingegliedert und war damit erneut in eine Randlage geraten. Der 1818 in Trier geborene Karl Marx wurde in seiner Heimatregion Zeuge vielfacher wirtschaftlicher Not, die dazu führte, dass Trier während der Revolution von 1848 als „schlimmster Punkt in der Provinz“ galt und mit Ludwig Simon einen dezidiert demokratischen Abgeordneten in die Nationalversammlung wählte.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand Trier verspäteten Anschluss an die Industrialisierung. Die Stadt erhielt 1856 Anschluss ans Eisenbahnnetz, in der Quinter Eisenhütte arbeiteten bis zu 1000 Menschen. Charakteristisch bleibt aber bis heute eine vielfältige Struktur kleiner und mittlerer Gewerbebetriebe. Mit dem Wegfall der verhassten Mahl- und Schlachtsteuer 1875 verlor die Stadtmauer endgültig ihre Bedeutung. Trier wuchs jetzt in rasantem Tempo über seine mittelalterlichen Grenzen hinaus. 1913 weihte Kaiser Wilhelm II. die zweite Moselbrücke ein.

Vorbehalte gegenüber den Preußen blieben: Während des Kulturkampfs in den 1870er Jahren zählte das Bistum Trier zu den Hochburgen des papsttreuen Katholizismus. Bereits mit dem Bau der 1866 eingeweihten Mariensäule hatten wohlhabende katholische Bürger ein weithin sichtbares Zeichen für ihren traditionellen Glauben gesetzt. 

 
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