Nach Erfahrungen mit einem hölzernen, reparaturanfälligen Schiffskran wurde der Alte Krahnen (so die historische Bezeichnung) 1413 per Vertrag mit der Stadt Trier durch den Schiffsmann Gobel auf dessen eigene Kosten gebaut. Fast die gesamten Einnahmen aus den Nutzungsgebühren des Krans gingen an Gobels Familie, während der Kran selbst nach dem Tod des Erbauers und seiner Angehörigen an die Stadt fiel.
Die Trierer Schiffer, zuvor etwas weiter entfernt angesiedelt, zogen jetzt in das neu entstehende Krahnenviertel, an das die heute noch existierende und auf den Alten Krahnen unmittelbar zulaufende Krahnenstraße erinnert. Da die Moselschifffahrt bis zum Bau der Eisenbahnstrecke nach Koblenz (1879) den Hauptteil des Handelsverkehrs in Trier abwickelte, wurde der Kran schnell zum Mittelpunkt des sehr geschäftigen Treibens am Moselufer, das man sich heute kaum mehr vorstellen kann.
Die Be- und Entladevorgänge an den Frachtschiffen wurden von einem Kranmeister organisiert und überwacht, wofür er eine an den Arbeitsaufwand angepasste Nutzungsgebühr erhob. Anfangs war der Kran, dessen Unterhalt und Reparaturen grundsätzlich sehr teuer waren, für die Stadtgemeinde nicht profitabel, was sich erst änderte, als das erhobene Entgelt Anfang des 16. Jahrhunderts zum ersten Mal erhöht wurde. Die Einnahmen konnten dabei dennoch stark variieren, und zwar je nach politischer und wirtschaftlicher Lage sowie je nachdem, ob die Weinernte gut gewesen war, da sich dies unmittelbar auf die beförderte Menge dieses wichtigsten Handelsguts auswirkte.
Die in ihren Grundzügen auf die Römerzeit zurückgehende Maschinerie wurde von gut ausgebildeten Kranknechten über zwei Treträder mit einem jeweiligen Durchmesser von mehr als 4 Meter betrieben. Mittels Muskelkraft bewegten die Räder ein Seil (später eine Kette), um Schiffe zu entladen oder um Waren auf diese umzuschlagen. Diese Apparatur und damit das gesamte Innere des Krans inklusive des Dachabschlusses konnte zudem mittels eines einfachen, an der zentralen Holzachse (Kaiserbaum) befestigten Hebels um 360 Grad gedreht werden. Die Leistungsfähigkeit des Krans betrug wahrscheinlich ein bis zwei Tonnen, was dem Gewicht von ein bis zwei gefüllten Fuderfässern Wein entsprach. Für alle darüber hinausgehenden Gewichte mussten normalerweise die Händler haften. Offenbar passierten selbst geschultem Personal häufiger Unfälle, da die längste Zeit über praktisch keine Sicherungseinrichtungen im Kranbetrieb existierten.
Über Jahrhunderte hinweg war der beständig genutzte Alte Krahnen ein Zeuge für den regen Handel auf der Mosel. Der Bau wurde offenbar mehrfach umgebaut und teilweise erweitert, 1556 sogar ein Stück weit versetzt, doch blieb er immer mit der grundsätzlich gleichen Technik ausgestattet. Im 18. Jahrhundert war der Kran schließlich so stark reparaturbedürftig, dass zu seiner Entlastung und auch Ergänzung 1774 nicht weit entfernt der heute ebenfalls noch existierende Zollkran gebaut wurde. Der Alte Krahnen wurde derweil bis 1778 instandgesetzt und dabei (nach dem Vorbild des neuen Krans) um einen weiteren Ausleger ergänzt, der hier als Gegengewicht dienen sollte.
1910 wurde der Kran schließlich nach 500 Jahren Nutzung stillgelegt. Er war bereits ziemlich veraltet und auch überflüssig, da Moselschiffe damals normalerweise über eigene Kräne verfügten. Das unmittelbare Aus für den Kran ging jedoch auf einen Unfall im Sommer 1910 zurück: Beim Herablassen eines Bootes kam es infolge unsachgemäßer Bedienung zur unkontrollierten Rückwärtsbewegung der schweren Treträder, so dass mehrere beteiligte, offenbar ungeschulte junge Männer verletzt wurden, einer von ihnen sogar tödlich.
1944 wurde der Kran, wie auch sein jüngeres Gegenstück, während der Dezemberangriffe auf Trier stark kriegsbeschädigt, schon 1950 jedoch von der städtischen Denkmalpflege wiederhergestellt. Zuletzt erfuhr der Kran 1992 und 1996 eine Renovierung, bei der unter anderem auch die beiden Ausleger erneuert wurden.
Heute ist der Bau nach dem Danziger Krantor der älteste noch erhaltene Kran mit Tretrad im ehemaligen deutschsprachigen Raum und weiterhin ein bedeutendes Zeugnis für die einst so bedeutende Moselschifffahrt.
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