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25.10.2016

Ein Zweckbau mit wohnlicher Atrmosphäre

Die Einsatzfahrzeuge gruppieren sich kurz nach der Einweihung um die neue Feuerwache am Barbaraufer:
Die Einsatzfahrzeuge der 50er Jahre gruppieren sich kurz nach der Einweihung um die neue Feuerwache am Barbaraufer: Rechts der Schlauchturm, links der Haupttrakt mit der Verwaltungs- und Technikzentrale, dem etwas zurückgesetzten Treppenhaus und der Wagenhalle, in der sieben Großlöschfahrzeuge untergebracht waren. Im Obergeschoss befanden sich die Mannschaftsräume. Das Gebäude wurde 1972 aufgestockt. Foto: Brandschutz in RLP
Vor genau 60 Jahren, am 27. Oktober 1956, bezog die Trierer Berufsfeuerwehr die Hauptfeuerwache am Barbaraufer. Dank der direkten Ausfahrt aus der Garage auf eine Hauptverkehrsstraße und einer Fernsprechanlage mit fünf Amtsleitungen und 25 Nebenstellen galt der Neubau damals als eine der modernsten Wachen in Deutschland.

Die alte Unterkunft genügt den Anforderungen an eine moderne Berufsfeuerwehr längst nicht mehr: Die räumliche Enge zwingt zum Improvisieren, das Gebäude ist sanierungsbedürftig und die Alarmierung nimmt zu viel Zeit in Anspruch. Ein Neubau der Feuerwache an einem besser geeigneten Standort ist deshalb dringend geboten.

Die Argumente klingen sehr vertraut und könnten einer aktuellen Feuerwehrdebatte im Stadtrat entnommen sein. Tatsächlich stammen sie aber aus 60 Jahre alten Presseartikeln über den bevorstehenden Umzug der Berufsfeuerwehr aus dem früheren Karmeliterkloster in der Fleischstraße ans Barbaraufer.

Lebhafte Debatte

Seit 1903 hatte die Feuerwehr ihr Domizil in der Fleischstraße, doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Defizite dieses Standorts immer deutlicher. Die noch für Pferdefuhrwerke ausgelegte Hofeinfahrt war für die neuen Löschfahrzeuge nicht mehr geeignet und der dichte Verkehr in den engen Straßen des Stadtzentrums behinderte die Einsatzkräfte beim Ausrücken. Der damalige Feuerwehrchef Heinrich Barbion setzte sich stark für den Neubau ein und nach einer „lebhaften Debatte im Plenum“, wie der Trierische Volksfreund seinerzeit vermerkte, stimmte der Stadtrat am 9. Februar 1954 dem Vorhaben zu. Die Kosten beliefen sich auf 1,6 Millionen Mark. Das alte Karmeliterkloster wurde später abgerissen und wich dem Kaufhaus Horten (heute Galeria Kaufhof).

Die Bauarbeiten für die neue Wache zogen sich über zwei Jahre hin. Im Herbst 1956 war es soweit: „Gestern zog die Feuerwehr aus ihrem alten Wachgebäude und Depot aus und fuhr mit allen Wagen quer durch die Stadt zur neuen Wache am Barbaraufer. Mit heute beginnt eine neue Ära der Feuerwehr“, berichtete der Volksfreund am 27. Oktober.

Nach der Einweihung widmete das Fachblatt „Brandschutz in Rheinland-Pfalz“ dem Gebäudekomplex einen ausführlichen Artikel. Lobend heißt es: „Obwohl die neue Feuerwache ein reiner Zweckbau ist, spürt man allüberall im ganzen Hause auch eine wohnliche Atmosphäre“. Zu den „technischen Raffinessen“ zählten neben der Telefonanlage ein Lautsprechersystem mit elf angeschlossenen Einzelgeräten, eine Uhrenanlage mit fünf synchron geschalteten Nebenuhren und ein Magnetophon-Aufnahmegerät zur Registrierung der eingehenden Notrufe. Während sich inzwischen der Digitalfunk durchgesetzt hat, spielten in den 50er Jahren Telegraphie und Morsezeichen bei der Alarmierung noch eine wichtige Rolle.

Interessante Randnotiz neben der technischen Ausstattung: Zur Förderung der körperlichen Fitness und der Kameradschaft der Feuerwehrleute war auf dem Pflaster des Innenhofs ein Faustballspielfeld eingezeichnet.  Prägnantes architektonisches Merkmal ist bis heute der 24 Meter hohe Schlauchturm. Die Brandschutz-Zeitschrift beschrieb ihn etwas überschwänglich sogar als „ein weiteres Wahrzeichen der Stadt“.

60 Jahre später hat die Berufsfeuerwehr erneut ihre Kapazitätsgrenzen am bisherigen Standort erreicht, zum Teil auch überschritten. Ein Blick auf die Personalstärke verdeutlicht die Entwicklung: Ursprünglich war die Wache auf eine Belegschaft von 40 Mann ausgelegt. Heute haben rund 160 Feuerwehrleute, Rettungsdienstler und Verwaltungsmitarbeiter ihren Arbeitsplatz am Barbaraufer.

Aufgestockt und erweitert

Zwar wurden die Gebäude 1972 aufgestockt und 1988 nochmals erweitert, doch auch das Aufgabengebiet hat sich ständig vergrößert: Seit 1969 ist die Berufsfeuerwehr auch für den Brandschutz in den damals eingemeindeten Stadtteilen Ehrang/Quint, Pfalzel, Ruwer/Eitelsbach, Filsch, Tarforst, Kernscheid, Irsch und Zewen zuständig. 2000 wurde die Integrierte Leitstelle in Betrieb genommen, in der nicht nur für die Stadt Trier die Einsätze koordiniert werden, sondern auch für die umliegenden Landkreise.