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23.10.2007

Rund um die Uhr für die Sicherheit im Einsatz

Zur morgendlichen Besprechung versammeln sich alle Feuerwehrmänner und Rettungsassistenten in der Fahrzeughalle. Wachabteilungsleiter Christian Feld (r.) teilt mit, was am Tag ansteht.
Zur morgendlichen Besprechung versammeln sich alle Feuerwehrmänner und Rettungsassistenten in der Fahrzeughalle. Wachabteilungsleiter Christian Feld (r.) teilt mit, was am Tag ansteht.
Sie sind Angestellte der Stadtverwaltung, doch mit einem Bürojob hat ihr Berufsalltag wenig zu tun. 24 Stunden Dienst liegen vor ihnen. Welche Aufgaben sie heute zu bewältigen haben, wissen sie nicht: Sie sind Feuerwehrmänner der Berufsfeuerwehr Trier.

Um acht Uhr versammeln sich alle zur morgendlichen Besprechung in der Fahrzeughalle. Danach überprüfen die Männer die Feuerwehrautos. Da sie abwechselnd in verschiedenen Autos eingesetzt werden und im Ernstfall alles reibungslos funktionieren muss, machen sie sich immer wieder von Neuem mit den Fahrzeugen und Geräten vertraut. Motoren werden angeworfen, einzeln fahren die Männer die Wagen auf den Hof. Auch die 30 Meter hohe Drehleiter wird ausgefahren und befördert zwei Feuerwehrmänner in luftige Höhen.

Es ist viertel vor neun: Im Aufenthaltsraum gibt es anschließend erstmal einen Kaffee. Plötzlich ertönt ein durchdringendes Signal, doch die Feuerwehrleute unterhalten sich weiter. Es ist das Zeichen für den Rettungsdienst, das keinen morgendlichen Plausch unterbrechen kann. Die Stimmung ist gut, wie eigentlich immer. „Die Gemeinschaft ist hier schon etwas besonderes“, erzählt der 29jährige Christian Feld, seit eineinhalb Jahren Wachabteilungsleiter und damit noch relativ neu im Team. „Man kriegt schon mehr mit von den Kollegen als bei einem normalen Bürojob, weil wir hier 24 Stunden zusammen sind.“

Beim Rundgang durch die Feuerwache am Barbara-Ufer wird klar, wie vielfältig der Beruf des Feuerwehrmanns ist. Funk- und Atemschutzgeräte, die Computer der Leitstelle oder die Einsatzfahrzeuge – all das wird von den Feuerwehrmännern selbst gewartet und repariert. Jeder, der hier arbeitet, ist nicht nur ausgebildeter Feuerwehrmann und Rettungsassistent, sondern hat auch noch einen weiteren, meist handwerklichen Beruf erlernt und mindestens zwei Jahre Berufserfahrung gesammelt. „Das ist natürlich sehr hilfreich, denn wir machen hier alles selbst“, erklärt Christian Feld, selbst studierter Maschinenbauingenieur. Auch dass in Trier Rettungsdienst und Feuerwehr zusammengelegt sind, empfindet er als Vorteil: „Das erleichtert die Zusammenarbeit während des Einsatzes. Und wenn nicht sofort ein Notarzt vor Ort ist, können wir die Erstversorgung der Verletzten übernehmen.“

Überraschung im Kleiderschrank

Im Keller unter den Garagen der Rettungsdienstfahrzeuge befindet sich ein 20 Meter langer Graben. Hier überprüfen die Feuerwehrmänner die benutzten Schläuche auf ihre Dichtheit. Mit 12 Bar wird Wasser in den Schlauch gepumpt. „Schon ein kleines Loch würde man sofort hören“, erklärt einer der Feuerwehrmänner. Ob ihnen schon mal ein Schlauch um die Ohren geflogen ist? Klar, das passiert öfter, aber: „Besser hier als beim Einsatz.“ Nach der Reinigung werden die Schläuche im Turm zum Trocknen aufgehängt oder geflickt. 10.44 Uhr: Wieder ertönt ein Signal – erneut muss der Rettungsdienst los.

In der Kleider-Kammer gibt es alles in feuerwehrblau: Hosen, Pullis, Schuhe und die schicken  Ausgehuniformen. Sogar ein Rock gehört zum Sortiment, obwohl es bisher keine Feuerwehrfrauen bei der Berufsfeuerwehr Trier gibt. „Prinzipiell können auch Frauen bei uns arbeiten, bisher hat allerdings keine die Einstellungsvoraussetzungen erfüllt“, berichtet Christian Feld. Doch in der Verwaltung und beim Rettungsdienst arbeiten mehrere Frauen und auch in den Freiwilligen Feuerwehren der Stadtteile engagieren sich einige, so dass auch mal ein Rock gebraucht wird.

Um genau 11.23 Uhr ertönt wieder ein Signal. „Das ist für uns“, sagt Christian Feld und los geht es in die Halle zu den Fahrzeugen. Über den Hof spurten von allen Seiten Feuerwehrmänner herbei. Schnell werden Anzüge übergezogen, Helme in die Hand genommen. Die Ausrüstung liegt immer griffbereit in der Nähe der Autos. Ein Faxausdruck sagt Einsatzleiter Feld, dass es zu einem Einkaufszentrum in der Ostallee geht und dort ein Brandmelder Alarm geschlagen hat. Doch was genau sie vor Ort erwartet, wissen die Männer nicht.

Weniger als zwei Minuten nach dem Alarm öffnen sich die Tore der Feuerwache und los geht es: An der Spitze der Einsatzleitwagen, ein Löschfahrzeug und ein Drehleiterwagen dahinter. Mit Blaulicht fährt die Feuerwehr durch die Stadt. „Wir müssen an den Kreuzungen trotz Blaulicht langsam fahren, denn manchmal reagieren die Pkw-Fahrer nicht auf das Signal oder können nicht zuordnen, aus welcher Richtung es kommt“, erklärt Feld und studiert den Ordner mit den Plänen vom Einsatzort.

30 Kilo Ausrüstung mit dabei

Weitere drei Minuten später ist die Feuerwehr am Einsatzort. Mit dem Generalschlüssel wird die Tür zum Treppenhaus geöffnet. Kein Qualm, und auch keine Flammen, dafür ist es  ein ohrenbetäubendes Piepen, das die Männer im Gebäude empfängt. In einem Kellerraum wird angezeigt, welcher Brandmelder Alarm geschlagen hat: Auf einem Parkdeck im dritten Stock ist etwas nicht in Ordnung.

Die fünf Feuerwehrmänner machen sich auf den Weg dorthin. „Aufzüge benutzen wir nicht“, ruft Zugführer Wolfgang Boesen und stürmt weiter die Stufen hinauf. Nicht zu beneiden ist dabei der sogenannte Angriffstrupp: Christian Peier und Jan Kanstein schleppen etwa 30 Kilo Ausrüstung  und Schutzkleidung mit sich herum. Sie sind ausgestattet mit Atemschutzgeräten und klingen daher ein wenig wie Verwandte von Darth Vader aus „Star Wars“.

Rätselhafter Vorfall

Angekommen auf dem Parkdeck versammeln sich alle um den Brandmelder. Doch der ist nicht beschädigt, sondern wieder ordnungsgemäß zurückgestellt. Rätselhaft. Es geht zurück in den Kellerraum. Dort leuchten weitere Lämpchen auf und auch der durchdringende Lärm ist noch da. Zwei weitere Brandmelder schlagen inzwischen Alarm.

Anscheinend hat jemand daran herumhantiert, während die Feuerwehrmänner auf dem Parkdeck waren. Auch hier ist nichts zerstört worden. „Ärgerlich ist so etwas“, sagt Einsatzleiter Feld. Auch die Polizei ist jetzt vor Ort, denn es scheint so, als wäre der Übeltäter noch im Gebäude unterwegs. Dank der Kameraüberwachung wird man ihn wohl schnell ausfindig machen können. Doch die Feuerwehr hat damit nichts mehr zu tun. Sie kann zurückkehren in die Wache, wo schon das Mittagessen wartet.

"Immer kurz vor Mittag“, klagt einer der Feuerwehrmänner und befürchtet, dass das Essen nicht pünktlich auf dem Tisch stehen wird. Die Vorahnung scheint berechtigt, denn auch Christian Peier, der Koch von heute, war mit im Einsatz. Aber glücklicherweise war auch das nur ein falscher Alarm: Kurz nach zwölf steht das Mittagessen bereit und hungrige Feuerwehrmänner bedienen sich in der Küche an einem überdimensionalen Topf voller Nudeln. Beim Essen dann kommt der Anruf: Die Polizei teilt mit, dass ein Mitarbeiter der Firma, die für die Brandmelder des Einkaufszentrums zuständig ist, an den Anlagen herumhantiert hatte, ohne zu wissen, dass er dadurch gleich die Feuerwehr herbeirufen würde.  

Am Nachmittag geht schließlich wieder alles seinen gewohnten Gang: Wachabteilungsleiter Feld schreibt den Einsatzbericht und in der täglichen Schulung informiert ein Feuerwehrmann die Kollegen  über die Antriebstechnik von Fahrzeugen. Später steht noch die tägliche Stunde „Dienstsport“ auf dem Programm. Beim Fußball spielt heute mal wieder „Alt“ gegen „Jung“, oder auch „Dick“ gegen „Dünn“, wie böse Zungen behaupten.

Wenig Gemütlichkeit

Schlaf finden die Feuerwehrleute abends in wenig einladend aussehenden Ruheräumen. Metallbetten zum Ausklappen versprühen Jugendherbergscharme und keine allzu große Gemütlichkeit. Vielleicht gar nicht so verkehrt, denn wenn das Signal ertönt, sind die Feuerwehrmänner auch mitten in der Nacht innerhalb von zwei Minuten startklar, um zum nächsten Einsatzort aufzubrechen.         
  
Verena Thimme