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31.10.2024

Jede Minute zählt: Ersthelfer-App eingeführt

Die an der Einführung der App beteiligten Personen stehen nebeneinander. Hinter ihnen steht ein Notarzt-Einsatzfahrzeug und ein Rettungswagen.
An der Einführung des Systems „Region der Lebensretter“ waren viele Stellen beteiligt: Von links nach rechts: Die Geschäftsführerin des Vereins „Region der Lebensretter“, Dr. Judith Joos; Dr. Dirk Nauheimer, stellvertretender Schwerpunktleiter Intensivmedizin Brüderkrankenhaus; Stefan Metzdorf, Landrat Kreis Trier Saarburg; Markus Leineweber, Hausoberer des Brüderkrankenhauses; Chefarzt Prof. Dr. Nikos Werner, Leiter des Herzzentrums Trier; Ralf Britten, Beigeordneter Stadt Trier; Dr. Andreas Palzer, stellvertretender Feuerwehrchef Trier; Thomas Reinholz, Abteilungsleiter Rettungsdienst Feuerwehr Trier.

(em) Wer eine medizinische oder rettungsdienstliche Ausbildung hat, kann sich in der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg ab sofort registrieren und wird dann über eine Ersthelfer-App alarmiert, wenn in seiner Nähe jemand einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet. Der Leitstellenbereich Trier ist damit die erste Region in Rheinland-Pfalz, in der das System „Region der Lebensretter“ zum Einsatz kommt. Eingeführt wird die App zunächst in der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg.

„Nur wer im Notfall rechtzeitig Hilfe bekommt, hat eine gute Chance zu überleben“, macht Dr. Dirk Nauheimer vom Klinikum Brüderkrankenhaus klar. Der Oberarzt ist als stellvertretender Schwerpunktleiter Intensivmedizin und stellvertretender Leiter des Cardiac Arrest Zentrum Trier einer der Väter der jetzt in Trier eingeführten Ersthelfer-App. „ich sehe tagtäglich bei Fällen, die zu uns kommen, dass bei der medizinischen Erstversorgung wirklich jede Minute zählt“, sagt Nauheimer. In Trier halte das Brüderkrankenhaus mit dem Herzzentrum als einer Spezialeinrichtung für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Stillstand eine medizinische Versorgung auf höchstem Niveau vor. „Wird aber in den ersten fünf bis acht Minuten nicht reagiert und es findet keine Reanimation bis zum Eintreffen der Rettungskräfte statt, ist ein Überleben mit guter Lebensqualität kaum möglich“, macht Nauheimer drastisch klar. Der Herz-Kreislauf-Stillstand sei mit mehr als 50.000 Fällen pro Jahr die dritthäufigste Todesursache in Deutschland, nur jeder zehnte Betroffene überlebe.

Und genau hier setzt die jetzt eingeführte App an. „Ziel ist es, die Zeit zwischen dem Absetzen des Notrufes und dem Eintreffen des Rettungsdienstes nicht ohne Versorgung der Betroffenen verstreichen zu lassen“, unterstreicht der in Trier für Feuerwehr und Rettungsdienst zuständige Dezernent Ralf Britten. Ersthelfern komme eine entscheidende Rolle zu. „Unser Rettungsdienst in Trier ist sehr effektiv und in 85 Prozent der Fälle in unter acht Minuten vor Ort“, sagte Britten. Dennoch zeige die Erfahrung anderswo, dass der Einsatz der App helfe, während der Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes Betroffene zu versorgen. Britten dankte Dr. Dirk Nauheimer und dem stellvertretenden Trierer Feuerwehrchef Dr. Andreas Palzer für deren großes Engagement bei der Einführung dieser App.

Auch Stefan Metzdorf, Landrat des Kreises Trier-Saarburg als zuständige Rettungsdienstbehörde für die gesamte Region, dankte den beiden für ihr Engagement. „Das bringt bei der Erstversorgung einen Zeitvorsprung, der über Leben und Tod entscheiden kann.“ Die App verbessere nicht nur die Erstversorgung, sie sende auch ein wichtiges Zeichen an die Bevölkerung, die oft durch den Ärztemangel verunsichert sei: „Wir tun etwas, um euch im Notfall effektiv helfen zu können“. Wer sich in Trier oder Trier-Saarburg als Helfer registriere, werde in einer eigenen Katastrophenschutz-Einheit geführt und sei so auch über die Unfallkasse versichert.

App kann entscheidenden Zeitvorsprung bringen

Die in Trier und Trier Saarburg eingesetzte App ist eine Entwicklung des Vereins „Region der Lebensretter“ aus Freiburg. Dort hat sie der stellvertretende Trierer Feuerwehrchef Dr. Andreas Palzer kennen gelernt, als er noch in Freiburg freiwilliger Feuerwehrmann war. „Ein effektives System, das einen entscheidenden Zeitvorsprung bringen kann, wenn es darum geht, Leben zu retten.“ Zufällig in der Nähe befindliche Ersthelferinnen und Ersthelfer könnten häufig schneller als der reguläre Rettungsdienst eintreffen und mit lebensrettenden Maßnahmen beginnen. Mit der App wollen die Stadt Trier und der Kreis Trier-Saarburg die Erstversorgung bei Herz-Kreislauf-Stillständen weiter verbessern.

Wie das System und die zugehörige App funktionieren, erklärt die Geschäftsführerin des Vereins „Region der Lebensretter“, Dr. Judith Joos: „Bei einem in der Integrierten Leitstelle Trier über die 112 eingehenden Notruf wird bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand das System „Region der Lebensretter“ automatisch aktiviert. Parallel zur Alarmierung des Rettungsdienstes erhalten dann auch registrierte, professionelle Ersthelferinnen und Ersthelfer über die App einen Voralarm. Für den Einsatz werden dann vier ausgewählt, die am schnellsten am Einsatzort sein können.“ Wichtig: Über die Lebensretter-App werden nur volljährige und medizinisch geschulte Ersthelfende alarmiert. Wer sich registrieren will, muss eine medizinische Grundqualifikation (Basic-Life-Support) nachweisen und eine Ausbildung als Arzt, Notfallsanitäter, Rettungssanitäter, Krankenpfleger oder ähnliches vorweisen können. Deutschlandweit gibt es derzeit 20.034 Personen, die im System „Region der Lebensretter“ registriert sind. 11.835-mal kamen diese 2024 zum Einsatz, im Mittel waren sie nach 3:29 Minuten bei einem Einsatz vor Ort. „Das System „Region der Lebensretter“ wird ständig weiterentwickelt und durch eine interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeitsgruppe begleitet und stetig evaluiert“, erklärt Joos.

Eine Infoveranstaltung für interessierte Helferinnen und Helfer aus Trier und Trier-Saarburg findet am 6. November um 17.30 Uhr, im Saal Maria Martha im Brüderkrankenhaus Trier statt. Wer Fragen zur Mitgliedschaft hat, kann sich auch per E-Mail an trier@regionderlebensretter.de wenden. Registrierung, weitere Infos zum System und zur App auch im Internet unter www.regionderlebensretter.de

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