Im Gegensatz zu Kindern haben sie häufig keine Lobby: Jugendliche werden nicht selten als Störfaktor angesehen – auch wenn sie auf einer Bank oder im Park friedlich zusammensitzen. Die AG Spielraum fördert daher nicht nur kindliches Spiel, sondern kümmert sich um feste Aufenthaltsorte für Jugendliche im öffentlichen Raum.
In Ehrang haben Jugendliche seit letztem Jahr einen festen Ort, an dem sie sich aufhalten können. Der „Rastplatz“ kann von allen Altersgruppen genutzt werden und entstand in generationenübergreifendem Miteinander.
Durch die enge Bebauung im historischen Ortskern von Ehrang und damit fehlender Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche kam es immer wieder zu Konflikten zwischen den Generationen. In einer Bürgerversammlung schlossen sich daher Ehrenamtliche zusammen, um sich für die Beseitigung von Missständen, die Überwindung von Generationenunterschieden und die Beteiligung von Jugendlichen zur Verbesserung ihres Stadtteils einzusetzen. Eine Befragung ergab den Wunsch nach einem „Rastplatz“.
Im April 2010 wurde in einem Workshop der mobilen spielaktion das Projekt mit den Jugendlichen, Ehrenamtlichen sowie Stadtplanungs-, Grünflächen- und Jugendamt, Quartiersmanagement, Jugendtreff Ehrang-Quint, Ortsvorsteher sowie Palais e.V. erarbeitet. In der Bauphase beteiligten sich die Ehrenamtlichen und Jugendlichen unter anderem bei der Bepflanzung eines Grünstreifens oder dem Bau von Nistkästen. Anliegen des Projektes war es, eine Möglichkeit der aktiven Mitarbeit für Jugendliche im Stadtteil zu schaffen und ihnen zu zeigen, dass ihre Belange ernst genommen werden.
Jugendliche gehören genauso wie Kinder in die Mitte der Gesellschaft. Sie haben das Recht, dort zu sein. Zwar spielt man mit 14 Jahren im Durchschnitt weniger draußen – abgesehen von Fuß- oder Basketball – aber auch ältere Jugendliche brauchen Räume, in denen sie sich aufhalten und Gleichgesinnte treffen können. Ihre Anwesenheit im öffentlichen Raum wird aber öfter als störend empfunden.
Das Reiben an der Erwachsenenwelt und die Suche nach der eigenen Position in der Gesellschaft bewegt Jugendliche, sich vor allem an Orten zu treffen, die eine gewisse Öffentlichkeit, Abwechslung und Publikum bieten. So halten sie sich gerne an Bushaltestellen, auf Plätzen vor Kirchen, im Einkaufsviertel oder in Parks auf. Diese Orte haben eines gemeinsam: Man kann beobachten und wird gesehen. Ihr Aufenthalt dort ist völlig legitim, auch wenn sie nicht offiziell als Treffpunkte für Jugendliche ausgeschrieben sind. Die Jugend darf sich ihre Treffpunkte suchen, sie darf sich treffen, abhängen, lachen und auch lästern. Das Ausprobieren von Jugendlichen gehört dazu, aber selbstverständlich muss nicht alles toleriert werden. „Es ist eine gemeinsame Aufgabe, der Jugend in unserer Mitte positiv zu begegnen und eine Vorbild- und Erziehungsverantwortung wahrzunehmen, wenn wir beispielsweise sehen, dass Flaschen zertrümmert werden oder Jugendliche Kinder von einem Spielplatz vertreiben. Hier gilt es, hinzuschauen, das Gespräch nicht zu scheuen, um die Situation oder den Konflikt zu lösen – aber auch selbst Vorbild zu sein, keine Zigarettenkippen in den Sandkasten zu werfen oder seinen Hund am Spielplatzzaun sein Geschäft machen zu lassen“, so Sandra Rouhi vom triki-Büro.
Die AG Spielraum handelt bei Jugendlichen nach der Maxime: Es geht nur miteinander. Konsens besteht über fünf Thesen: Jugendliche benötigen einen sozial akzeptierten Aufenthaltsort im öffentlichen Raum. Allerdings bestehen bei attraktiven Flächen Nutzungskonflikte durch unterschiedliche Interessen. Diese könnten nur vor Ort im persönlichen Miteinander gelöst werden. Zur gemeinsamen Nutzung müssen akzeptable Grenzen definiert werden. Ist keine gemeinsame Nutzung möglich, werden zusätzliche (unterschiedliche, getrennte) öffentliche Räume gebraucht.